Samstag, 29. Januar 2011

[Rezension] Numbers - Den Tod im Blick, Rachel Ward




Handlung
Die 15-Jährige Jem lebt mit ihrer Pflegemutter und weiteren Waisen im dunkelsten Eck Londons. Nicht da, wo die Touristen den Big Ben bestaunen oder im Hyde Park spazieren gehen, nein, da wo sie wohnt, ist das Jugendamt täglich zu treffen. Jem vermeidet Menschen, Gesellschaft, die Schule. Der Grund ist ihre Gabe, oder auch ihr Fluch. Manche bezeichnen es als Segen, aber für Jem ist es die Hölle. Wenn sie in Augen eines Menschen schaut, sieht sie eine Zahl. Aber nicht irgendeine Zahl, sondern das Datum des Tages an dem ihr Gegenüber sterben wird.

Sie schwänzt die Schule, spricht mit niemandem bis sie Spinne kennenlernt, ein Schulkamerad, der merkwürdig groß, ungepflegt und aufdringlich ist und mit ihm das Leben. Zum ersten Mal spürt sie was Glück heißt und muss sich doch der Realität stellen, denn Spinnes Todesdatum bleibt ihr letztendlich nicht verborgen. Es ist bald und auch Jem weiß, dass der Zeiger nicht langsamer ticken wird.

Als sie vor einem Anschlag auf den London Eye flüchten, da Jem überall die gleiche Zahl sieht, sind sie plötzlich Tatverdächtige und werden von ganz England aufgesucht. Jem und Spinne wissen, dass es für zwei Jugendliche wie sie kein Entrinnen gibt. Sie müssen fliehen.
 
Kritik
Selten hat mich ein Buch so berührt wie dieses. Schon gar nicht wenn es hauptsächlich um die Flucht zweier Jugendliche geht, aber Ward hat es irgendwie hingekriegt, dass ich „Numbers“ kaum noch aus der Hand legen konnte. Zumal war es einfach so wahr. Die Illusion von einer perfekten Welt, gar einer perfekten Stadt ist nichts als Phantasie. London ist meiner Meinung nach das beste Beispiel. Selbst hier wird mit Drogen gedealt, mit fünfzehn ein Kind geboren und Kinder geschlagen. Diese Botschaft ist ganz klar rüber gekommen. Wir sollten die Augen nicht schließen vor der Realität. Und das war doppeldeutig, denn die Hauptperson, Jem, hat genau das Problem. Sie hat Angst vor der Wirklichkeit. Das noch so junge Mädchen muss sich mit dem Tod auseinander setzten, obwohl sie das gar nicht will. Aber doch wirkt Jem so überaus menschlich, trotz mysteriöser Gabe.

Schon das Cover und der Klappentext haben mich überzeugt, denn das war auch nicht die übliche Story. Es war was Neues. Etwas, was ich bisher noch nicht gelesen habe. Es ist kein Mädchen mit besonderen Kräften, sondern ein Mädchen das alles mit ansehen muss, ohne etwas ändern zu können.

Und genau das hat mich bewegt, diese Realität. Wir wissen im Grunde alle, dass wir irgendwann sterben müssen, aber verschließen gerne die Augen. Nur Jem ist jemand, der das nicht kann. Es ist ein Buch, das sehr emotional ist, denn ich habe geweint und doch so überaus philosophisch. Wenn man es zu klappt, hält man den Atem an und denkt erstmal nach, warum wir Menschen eigentlich so blind sind.

Rachel Ward hat ein phänomenales Debüt hingelegt! 
 
Weitere Informationen:
Verlag... Chickenhouse (Carlsen)
Seiten... 386
Preis... 13,95€
ISBN... 3551520070
 
Bewertung... ★★★★★/★★★★★



2 Kommentare:

Buchmelodie hat gesagt…

Ich habe das Buch im letzten Jahr gelesen und es hat mir super gut gefallen, weil es halt so realistisch ist. (Soweit man bei diesem Buch von realistisch sprechen kann :)) Ich freue mich schon riesig auf den zweiten Teil.
Deine Rezension ist total schön, sie wird dem Buch auf jeden Fall gerecht. Vielen Dank dafür.
Liebe Grüße
AnjaS

Selin hat gesagt…

Ich habe es auch sehr, sehr gemocht. Nicht zuletzt weil es London war<3 Aber ich kann mir keine gute Fortsetzung vorstellen.
Na ja, mal sehen =/

Grüße zurück & gerne, danke :)